Direkt zum Hauptbereich

Heuschreckenbefall

Netgo und Deutsche Glasfaser sind Unternehmen der New Economy, die sich zum Standort Borken bekennen und eine rasante Entwicklung machen. 

Hunderte von Mitarbeitern wurden in relativ kurzer Zeit eingestellt. Ein Borkener Jobwunder. Wer bei drei nicht auf den Bäumen ist, den holen sich Netgo (über 300 Mitarbeiter) oder Deutsche Glasfaser (über 700 Mitarbeiter), heißt es.

Für das ungewöhnlich schnelle Wachstum der beiden Unternehmen wird viel Kapital benötigt. Kapital, das im Falle von Netgo von Waterland kommt. Deutsche Glasfaser holte es sich bei KKR (Kohlberg Kravis Roberts). Beides sind Private Equity-Investoren, früher auch schon mal als Heuschrecken bezeichnet.

Private Equity-Investoren bauen die aufgekauften Unternehmen häufig um. Sie sollen schnell profitabeler werden. Nach einigen Jahren werden sie dann gewinnträchtig abgestoßen. Waterland rühmt sich, seit der Gründung 1999 mehr Gewinne als andere vergleichbare Investoren erwirtschaftet zu haben.

Nach der Private Equity-Methode sammelt man Kapital von Banken, Versicherungen, Stiftungen, Unternehmerfamilien und reichen Leuten. Vor allem in den USA, in Westeuropa, im Asien-Pazifikraum und in den Golfstaaten. Das ist das Eigenkapital. Dazu leihen sich die Fonds Geld von Banken, also Fremdkapital. Mit diesen Mitteln kaufen sie Unternehmen.

Ziel ist es, strategische Entscheidungen beherrschen zu können. Darum sind Minderheitsbeteiligungen selten. Waterland hat von Benedikt Kisner und Patrick Kruse 60 Prozent ihrer Anteile übernommen. Das operative Geschäft bleibt zwar in deren Händen, sie werden aber im Sinne der Zielerreichung von Managern des Private-Equity-Fonds "unterstützt".

Bei Deutsche Glasfaser hat „Cable Guy“ (Finance) Jens Müller vor drei Jahren für KKR, den Mehrheitsgesellschafter, Verantwortung übernommen. "Dort verfolgt der US-PE-Investor KKR eine der gewagtesten Wachstumsstrategien. In den nächsten Jahren wollen die Amerikaner über eine halbe Milliarde Euro investieren, um die Deutsche Glasfaser zum größten Kabelnetzbetreiber im deutschen ländlichen Raum zu machen. (Finance)

Am 10.2.2020 berichtete der Spiegel: 

>> US-Investor KKR reicht Deutsche Glasfaser weiter  

Verkauf nach wenigen Jahren: Der US-Investor KKR trennt sich vom Breitbandspezialisten Deutsche Glasfaser. Die neuen Eigentümer kommen aus Schweden und Kanada - und wollen das Borkener Unternehmen fusionieren.  

Der Breitbandspezialist Deutsche Glasfaser wechselt den Besitzer: Der Kabelnetzbetreiber wird vom US-Finanzinvestor KKR an den schwedischen Investor EQT und den kanadischen Pensionsfonds Omers verkauft. Die Transaktion solle im zweiten Quartal abgeschlossen werden, teilte KKR mit. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. 

EQT hatte schon im vergangenen Jahr den Glasfasernetzbetreiber Inexio geschluckt und will diesen nun mit der Deutschen Glasfaser zusammenlegen. Finanzinvestoren haben die Firmen im Visier, da sie in der Regel stabile Renditen abwerfen. 

"Mit der mittelfristigen Zielsetzung von mehr als sechs Millionen Glasfaseranschlüssen für die neue Unternehmensgruppe haben wir uns eine sehr hohe Schlagzahl beim Ausbau vorgenommen", sagte Deutsche-Glasfaser-Chef Uwe Nickl. In den kommenden Jahren sollen rund sieben Milliarden Euro in den Glasfaserausbau fließen. Neben den Partnerschaften mit Deutscher Telekom und Vodafone will das Unternehmen weitere Kooperationen schließen. KKR hatte Deutsche Glasfaser 2015 übernommen. Der US-Investor ist inzwischen auch größter Aktionär beim Axel-Springer-Verlag. Zu den deutschen Beteiligungen von EQT gehört der Medizintechnik-Konzern Otto Bock. <<

Netgo und Deutsche Glasfaser sind damit zum Spielball von Investoreninteressen geworden, deren besondere Verantwortung zuerst den Geldgebern gilt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Brinkstraße

Brinkstraße 20 und 22. Die Stadt Borken hat die Häuser vor einigen Jahren mit der Absicht gekauft, auf Anregung der CDU dort mittelfristig ein Parkhaus zu bauen.  Die Pläne landeten - auch durch den Einsatz der Borkener SPD für den Erhalt der Häuser - zunächst in der großen Stadtschublade für nicht realisierte Projekte.  Allerdings wollte sich die CDU damit nicht so einfach geschlagen geben. Ihr Vorschlag: Für die Gestaltung des "Quartiers Brinkstraße" suchen wir jetzt Hilfe von außen. Es sollte ein Beirat installiert werden, der für eine "externe Befruchtung" sorgt, so CDU Fraktionsvorsitzender Frank Richter damals wörtlich. Nachdem die Parkhausplanung von Stadtverwaltung und CDU zum Rohrkrepierer geworden ist, sollen die "befruchtenden Impulse" offenbar von außen kommen. Es wird Zeit, auch diese Überlegungen zu beerdigen. Immerhin wohnen Borkener Familien in der Brinkstraße stadtnah dort zu vertretbaren Mietpreisen. In Zeiten, in denen auch i...

Der Frieden ist alternativlos

Ein entscheidender militärischer Sieg der Ukraine über Russland, bei dem die Ukraine das gesamte Territorium zurückerobert, das Russland seit 2014 annektiert hat, ist kein realistisches Ziel.  Wie sagte ein hoher Militär kürzlich:  "Eine Atommacht verliert keinen Krieg mehr".   Die Ukrainer sind diejenigen, die weiter kämpfen, sterben und ihre Häuse verlieren. Wolodymyr Selenskyj muss irgendwann entscheiden, wie ein Ende des Krieges aussehen könnte. Es werden schmerzhafte territoriale Entscheidungen sein. Es ist unbedingt erforderlich, dass die Entscheidungen der ukrainischen Regierung auf einer realistischen Einschätzung ihrer Mittel beruhen und wie viel weitere Zerstörung die Ukraine ertragen kann.  (Nytimes) Kanzler Scholz sollte Selenskyj klar machen, dass es Grenzen gibt, wie weit Deutschland gehen wird, um Russland zu bekämpfen. Für die Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Geld muss es ein Limit geben. Waffen sollten nur noch geliefert werden, wenn Selensky...

Die Saat geht auf

Ein SPD-Politiker in Dresden, nun eine Grünenpolitikerin und die Berliner Senatorin Franziska Giffey: Wieder ist es zu Übergriffen auf Politiker gekommen. Offenbar müssen demokratische Politiker in unserem Land vor den Faschisten besser geschützt werden. Wie sagte AfD " Ehren vorsitzender" Alexander Gauland nach der Bundestagswahl 2017: " Wir werden sie jagen. Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen".  Die Jagd hat begonnen. Die Saat geht auf! Wer jetzt noch nicht kapiert hat, worum es der AFD geht, der wird irgendwann in einem Land aufwachen, wo er seine Meinung nicht mehr öffentlich sagen darf, keine Pressefreiheit mehr vorfindet und kein Demonstationsrecht mehr hat. Verdammt!  Werdet endlich wach und erhebt eure Stimme. Noch könnt ihr es!