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Der Klostersee-Blues - alles hätte so schön sein können

Am 6.12.2000 war noch alles in Butter. Stadt und Klostersee-Erwerber schlossen einen Vertrag über die Entwicklung eines Freizeitgebietes am Baggersee an der Rheder Straße in Burlo. 

Die BZ schrieb damals: "Für den Bau der Freizeitanlage Klostersee heißt es jetzt "Leinen los". Gestern unterzeichneten die Investoren Peter Rolf, Josef van de Locht, Aart de Graaf und Felix Janzen mit der Stadt den Durchführungsvertrag über den Landhauspark. 154 Ferien- und Wochenendhäuser werden in den nächsten drei Jahren auf dem acht Hektar großen Gelände errichtet, dazu Freizeiteinrichtungen wie zum Beispiel Bootsanlegestelle, Restauration und Sauna. Schon nächstes Jahr können die ersten Urlauber einziehen: im ersten von vier Bauabschnitten entstehen 52 Häuser. ... Baden im Baggersee wird wohl erst im übernächsten Jahr möglich sein. Bis dahin dürfe die Firma Gelsenrot das Vorkommen ausschöpfen."

Baden im Klostersee an einer Badebucht mit Bootsanlegestelle, Restauration, Umkleidehaus und Parkplätzen. Der Traum vom Ballermann am Klostersee lebte. Es hätte so schön sein können.

Es kam jedoch ganz anders. Bereits vier Jahre später gab es die ersten Probleme. Die Betreiber meldeten Insolvenz an, sie fühlten sich von Felix Janzen hintergangen.

Eine Gruppe von Bewohnem des Ferienparks am Klostersee beklagte sich über "riesige Rückstände" bei der Fertigstellung der Häuser. Wege, Straßenschilder, Kinderpielplatz, Grünanlagen und Parkflächen seien in erbärmlichen Zustand. Restaurant, Yachthafen und Strandanlagen suche man vergebens. Die lapidare Antwort der Betreibergesellschaft RLG damals: "Der Park wird so gebaut, wie er im Konzept entwickelt ist."

Wurde er aber nicht. Auch nicht, weil es der Stadt nie gelang, den Durchführungsvertrag umzusetzen.

Bekanntlich machte Felix Janzen nach Übernahme der Geschäfte von der RLG auch Pleite und 2005,  nach einer Stillstandsphase, übernahm Fliesengroßhändler Jürgen Theissen den Freizeitpark. Ein neuer Durchführungsvertrag wurde 2010 geschmiedet und von Theissen unterzeichnet. 

Darin heißt es unter anderem: "Das im Sondergebiet ausgewiesene Multifunktionsgebäude „Badebetrieb“ mit Umkleidekabinen, Duschen, Toiletten und einem Aufenthaltsraum für die Badeaufsicht 
wird vom Vorhabenträger innerhalb von 18 Monaten nach Inkrafttreten der 6. 
Änderung des Bebauungsplanes funktionstüchtig hergestellt. Die Außenanlagen 
bestehend aus der Zufahrt von der Rheder Str., den Parkflächen für 40 PKW´s, einer 
ausreichenden Zahl befestigter Stellplätze für Fahrräder und dem Rundwanderweg 
um den Klostersee, der im Bereich des Badebetriebes als Zufahrt für Rettungsfahrzeuge auszubauen ist, sowie die Badeanstalt entsprechend der Festsetzungen 
des Bebauungsplanes in der Fassung der 6. Änderung sind innerhalb von 18 Monaten 
nach Inkrafttreten der 6. Änderung des Bebauungsplanes herzustellen."

Davon sieht man bis heute - zehn Jahre später - nichts. Der Durchführungsvertrag ist offenbar das Papier nicht wert, auf dem er steht.

Klagen über die Vermüllung des Seegeländes gibt es zudem nicht erst seit heute.

Bereits Mitte der 70er Jahre wurden im Bereich der vorgesehenen Badezone 6000 Tonnen Straßenbauschutt abgelegt, wie die BZ 2007 berichtete. Gutachten wurden geschrieben und das Altlasten-Verursacherprinzip außer Kraft gesetzt. Der Asphaltabraum am Klostersee bekam Bestandsschutz. Die Entsorgung hätte über 400.000 Euro gekostet. Die Stadt Borken kam daher auf die Idee, die illegale Bauschuttdeponie mit einem Parkplatz für 40 Fahrzeuge überbauen zu lassen (im "Nicht"-Durchführungsvertrag mit Theissen geregelt).

Ach, ja! 

Alles hätte so schön sein können. 


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